Wanderreiten Südbrandenburg e.V. - Borschütz - Kosilenzien

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Zum Burgwall Kosilenzien 12.09.2009


Schlag auf Schlag geht das hier bei der Wanderreiterei! Anette hat geblasen. Und wenn einer schon mal was organisiert, da muss man natürlich auch hin. Burgwall Kosilenzien hieß das Ziel. Es sollte ein Revival-Ritt sein, denn wir waren schon einmal dort. Und zwar am 4. 9. 2004. Damals hat uns ein Herr Peschel auf dem Burgwall begrüßt, uns alles erklärt und sogar einige Ausgrabungsstücke mitgebracht. Ich kann mich so gut daran erinnern, weil er ständig an Rösschen rumgetatscht hat und ihn sehr schön fand. Ansonsten kam Herr Peschel auch sehr gut rüber.

Aber nun einmal von Anfang an. Also, es ging los mit Treff in Borschütz. Angela und Uwe reisten an mit Napoleon und Fanny. Alex, unten ohne, ritt das 2. Pferd von Anette, die Cora. Katrin und Susanne mit Cheyenne und Lord unter sich. Die Gastgeberin ritt Monique. Da halten sich Gerüchte, die besagen, dass sie ansonsten ihr Pferd nach Verschmutzungsgrad auswählt, aber diesmal hatte sie ja keine Wahl. Ganz neu zu uns gestoßen sind Uta und Jürgen. Sie haben sich nach ihrer Pensionierung gedacht, jetzt tun wir mal was Gutes für uns und unsere Pferde, haben letztere aufgeladen und sind quer durch Deutschland gefahren, um sich ein hübsches Plätzchen zu suchen, wo es allen gefällt. Hängengeblieben sind sie in Dabern. Das kennt kein Schwein! Aber die Straßenmeisterei war so nett und hat ein Hinweisschild kurz hinter Sonnewalde aufgestellt und da man auf dieser Straße sowieso nur 80 fahren darf, hat man gute Chancen, die Einfahrt nicht zu verpassen. Nicht so viel los in Dabern, aber Uta, Jürgen, der schöne Julio und der coole Giggolo fühlen sich da sehr wohl und wir haben zwei neue Mitglieder. Herzlich willkommen, wir freuen uns.

Pferde waren schon abgeladen, gesattelt, getrenst, die Neuen schon beäugt, wer nicht kam, waren Anette und Alex. Wahrscheinlich noch mal Geschlecht, Anzahl der Beine und Zähne kontrollieren. Aber dann bekam ich ganz dicke Backen. Anette schwang sich auf Moni und mit leiser, warmer Stimme kam die Begrüßung und ein detaillierter Ablauf für den Tag. So schön noch nicht dagewesen!

Unser Weg führte uns durch einen schönen Mischwald mit wunderbaren Waldwegen. 1939 wurde auf diesem Gebiet das Kriegsgefangenlager Stalag errichtet, das nach der Befreiung durch die Rote Armee 1945 als Speziallager Nr. 1 Mühlberg des NKWD/MWD bis 1948 weitergeführt wurde. Über 3000 Soldaten aus 17 Nationen starben bis 1945 und nach Kriegende noch einmal fast 7000 Menschen an Unterernährung, Kälte und deren Folgeerkrankungen.

Es herrschten katastrophale Haftbedingungen.

Bedrückend war die mangelhafte Hygiene, denn die Kleidung der Häftlinge hatte sich im Laufe der Haftzeit in ihre Bestandteile aufgelöst. Es gab keine Seife zur Körperpflege, an Zahnhygiene war nicht zu denken. Da es keine Strohsäcke oder Decken, keine Esslöfel, Essschüsseln oder Trinkgefäße gab, wurden Ofenrohrkacheln als Ess- und Trinkgefäße benutzt. Die Ernährung der Häftlinge war einseitig und völlig unzureichend. Durch die ständigen Hungerrationen und die mangelnde Hygiene entstanden Dystrophie, Ruhr, Tuberkulose und Typhus. Das Lager Mühlberg war kein Arbeitslager. Die Gefangenen waren, bis auf einige Lagerkommandos, sich selbst überlassen. Es gab keine Bücher oder Schreibmöglichkeiten. Die Baracken waren überbelegt. Die drangvolle Enge ließ den Gefangenen noch nicht einmal beim Schlafen Platz für ein Alleinsein. Jeder wurde mit seiner Verhaftung aus der ihm vertrauten Umgebung gerissen, in eine fremde Welt gestellt und war mit Menschen zusammen, die ihm fremd waren und deren Wesen und Eigenarten er nicht verstand. Zwar bildeten sich Schicksalsgemeinschaften, die jedoch nur solange hielten, bis wieder eine Verlegung in eine andere Baracke oder in ein anderes Lager erfolgte und diese Gemeinschaft wieder auseinander gerissen wurden (http://de.wikipedia.org/wiki/Speziallager_Nr._1_M%C3%BChlberg, 13. 10. 2009). Ich habe mich im Internet ein wenig belesen, und ich denke, dass diese Zeilen vielleicht auch Euch interessieren, betroffen machen und zum Nachdenken anregen.

Über abgeerntete Felder und Wiesen kamen wir zum Burgwall Kosilenzien. Uta und Jürgen sind wahrscheinlich noch nie so viel galoppiert, wie an diesem Tag. Betroffenheit machte sich bei zwei Mitreitern breit, die feststellen mussten, dass sich der Burgwall Kosilenzien bei Bad Liebenwerda befindet, und nicht, wie angenommen, bei Herzberg.
Der Burgwall in Kosilenzien zählt zu den Bodendenkmälern im Landkreis Elbe-Elster und wurde als Flieh- oder Schutzburg genutzt. Es gab also auch damals schon recht unschöne Zeiten, denn ich stelle mir das anstrengend vor, tage- monate-, ja vielleicht jahrelang immer an einem Ort verweilen zu müssen. Immer die gleichen Leute, kein Urlaub, kein Wanderritt... Furchtbar! Anhand von Hinweistafeln kann man sich gut vor Ort informieren. Der Weg durch den Burgwall lädt zum Verweilen, Entspannen und Entdecken ein. In Memorium zu 2004 gibt es natürlich ein Gruppenbild.
Die Erdburg hinter uns lassend, ritten wir in den recht netten, gepflegten Ort Kosilenzien ein. Vor den großen Gehöften machte sich Leben breit, denn wann kommt schon mal so eine relativ große Meute Reiter durch den Ort. Chefin Anette hatte schon am Vortag Paddocks gebaut, einen Wasserwagen organisiert und den Horst (im Volksmund Horschti) angeheuert. Der Horschti hat auf unsere Pferde aufgepasst, und wir haben sehr gut bei „Kramers“ gegessen. Ich erkläre den Gasthof „Kramer“ zur „Pferdefreundlichen Gaststätte“. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele, kleine Gasthöfe es hier in unserer Region gibt, wo man sehr gut, reichlich und kostengünstig essen kann. Als wir in Kosilenzien die Segel strichen, da war der Horschti glaub ich ein bisschen traurig. Wenn wieder Kosilenzien, dann nur mit Horschti!

Rücktour führte uns über Kieswerk Mühlberg. Tagtäglich frisst sich der Bagger ins Kiesbett, und die Umzäunung ist in ständiger Veränderung. Jedenfalls waren wir eingeschlossen! Emsige Telefonie und andere Sportfreunde, nämlich Trikefahrer, beim Rennen am Wochenende. Freundlicherweise für uns unterbrochen, fanden wir doch noch einen Durchschlupf. Na, ein bisschen Abenteuer muss schon sein.

Tolle Bilder beim Galopp auf einem Stoppelfeld kurz hinter Mühlberg Richtung Borschütz von unserer Fotoreporterin Anette. Allerdings ist so was wahrscheinlich nur mit diesem Einmannpferd Moni und ihrem versammelten Galopp möglich. Danke heute auch mal an Dich, Moni!

In Borschütz angekommen natürlich noch ein bisschen klönen am Lagerfeuer. Auch der Hof muss ja noch begutachtet werden. Da gibt es Kaninchen mit Ohren, so lang, wie ich sie noch nie gesehen habe, und ein Schwein, welches wahrscheinlich auch irgendwann mal groß wird, wenn man fest daran glaubt. Hatte ich schon die Zimmervermietung erwähnt? Speziell für Angler? Das man sehr große Fische in der Elbe fangen kann ist kein Anglerlatein, sondern die eindrucksvollen Trophäen kann man vor Ort besichtigen.

Tipp noch in eigener Sache. Die Tage sind jetzt wieder kürzer. Und wenn ihr Euch wieder etwas verquatscht am Lagerfeuer, nehmt eine Taschenlampe mit, denn es ist verdammt schwierig, den Griff am Koppelzaun zu finden.

SR

 




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