Wanderreiten Südbrandenburg e.V. - Märkische Schweiz 2012

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Mäerkische Schweiz 2012

...eine Woche im Jahr zusammen reiten...

Das muss doch zu schaffen sein!
Wir vier Frauen der Senioren-Klasse haben nur diesen einen Wunsch und müssen uns mächtig anstrengen, dass es auch dabei bleibt!

Ritwa und Ursel aus dem Erzgebirge, Cordula aus Torgau und ich: Anstifter des Rittes, unfallgeschüttelt und mail- bzw. anruftechnisch vollkommen unzuverlässlich, wollen in der Märkischen Schweiz reiten. Ritwa organisiert kurzfristig beim Gestüt Senftleben in Pritzhagen unsere Unterkunft, Cordula muss in letzter Minute den ganzen Urlaub absagen und ich lade mein Fuchspferd am Montag Vormittag auf den Hänger, schlage die Klappe zu und fahre mit Ibris gen Norden...

Leider hatte ich wohl bei Google-map „offroad“ oder „kürzeste Strecke“ eingegeben, jedenfalls entschuldige ich mich jetzt offiziell bei meinem Reitpferd für die 12 km einspurige, aus original märkischen Feldsteinen gepflasterte Landstraße, die mein armes Pferdchen nur in einem Schütteltrauma wahr genommen hat. – Dabei hat es nicht an Warnungen eines einheimischen Bürgers gefehlt, der mir geraten hat, zurück zu fahren. – Aber als echter Wanderreiter geht’s nur immer voraus, nie zurück!

Mittag ist Pritzhagen erreicht. Großes Hallo bei uns Dreien und wir wollen gleich eine kleine Runde reiten: Ohne Karte, wird schon werden... Wir finden den kleinen und großen Turnowsee, erwischen viele kleine Pfade und auch mal Asphalt, dann ein Hinweisschild: „Zur Wolfsschlucht“. Klar: klingt gut und verheißungsvoll, dann wird’s schnell immer enger zwischen den Gesteinsbrocken, die Bäume liegen quer in Höhe Widerrist und der Anstieg ist für Flachlandtiere wie Ibris gewöhnungsbedürftig. Umdrehen geht auch nicht so richtig, „Rückwärtsrichten“ hieß die Übung aus dem Dressurviereck... Zum bestellten Abendbrot kommen wir natürlich zu spät, wir erzählen fröhlich Frau Günther, der Chefin unserer Pension und selbst passionierte Reitersfrau (siehe Reitjagdfotos in der Gaststätte) von der Wolfsschlucht und diese fragt uns dann in freundlicher Sachlichkeit: „Morgen vielleicht was leichteres? Mal nach Ihlow?“

Klar: Nach Ihlow. Friedliche 6 Kilometer. Wetter ist ein bisschen warm, die Pferde sind gut drauf, wir beschließen – bei diesmal vorhandenem Kartenmaterial – die Naturparkroute von vor geschätzten 7 Jahren  weiter entlang zu reiten. So um die 35 km über Batzow, die Batzower Teiche, durchs NSG „Gottesgabe“, den Lettinsee kürzen wir ein wenig ab, dafür gibt’s Dolgensee und Kesselsee zu bestaunen. Im Dörfchen „Julianenhof“ sehen wir eine kleine Herde Araber im Garten stehen, schauen, lernen Kathleen kennen, trinken Hollerblütentee, bestaunen ihre herzallerliebste Sommerküche, informieren uns über den Ausbau von alten DDR-Wohnwagen (die richtig Großen!) und - kommen natürlich wieder zu spät zum Abendessen bei Frau Günther. Wir haben damit den Status „Pensionsgast“ verloren und werden ab sofort nur noch unter „Reiter“ geführt. Inzwischen macht sich Herr Günther Sorgen um unsere Pferde: „Wenn Ihr morgen wieder soviel reitet, müssten die Pferde dann mal einen Tag Ruhe bekommen.“ Hmmmm.

Wir beschließen: heute leichte Bewegung für unsere Pferde. Auf nach Norden! Über den Wachtelberg, den großen und kleinen Wesenberg, schwupps sind wir wieder dort, wo sich auf der Karte die Höhenlinien dicht aneinander schmiegen. Ich aktiviere mein lückenhaftes Gedächtnis und verspreche Ursel (bekennnende Baumliebhaberin) den Anblick der beeindruckenden „Wurzelfichte“. Blankes Entsetzen macht sich bei mir breit, als wir nur einen Stubben und vermoderndes Holz finden... Dabei hatte ich die Fichte STEHEND in Erinnerung, es fällt mir schwer, Worte des Trostes für Ursel zu finden... Am Abend das aufklärende Gespräch mit dem Chef. Vor 7 Jahren STAND die „Wurzelfichte“ noch – ich brauch meine Krankenkasse nicht über den rasanten Fortschritt meiner Alzheimer-Erkrankung zu informieren...
Und an diesem Tag hatten wir noch eine sehr beeindruckende Begegnung: Der Seniorchef führte uns sehr nett durchs Gestüt, da wurde geplaudert über Vollblutanpaarung in der DDR-Warmblutzucht, Fohlis wurden fotografiert, Ahnentafeln ganzer Sportpferdegenerationen rekonstruiert, Hengste bestaunt. Wir fragen Herrn Senftleben nach dem besten Weg zum „Roten Luch“, ein riesiges Wiesen-Feuchtgebiet, die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee. Sachlich - wie seine Tochter am ersten Tag - rät er uns zu Gummistiefeln und einem Tag unter 20°C für den Besuch, auch die Pferde zu Haus zu lassen – eben ein Pferdeliebhaber durch und durch...

Wir nehmen den Rat an und reiten am nächsten Tag die Stobber entlang, ein Flüsschen in Richtung Süden. Wir erwarten steinige Wege und finden traumhaft schlängelnde Pfade am Wasser, breite Wege, die zum Galoppieren einladen. Unsere Pferde sind fitt, das Müsli wirkt oder war es der halbe Ruhetag? Galopp! An diesem Abend reise ich leider schon ab, Ursel und Ritwa  empfehle ich für den letzten Tag einen Aufstieg zum Teufelsstein, den wir auch auf der Karte von Fr. Günther finden...
Die Fotos zeigen mir: Die beiden waren dort und haben den wunderschönen Ausblick auf den kleinen und großen Turnowsee genossen...
So gern wäre ich auch noch den letzten Tag mit geritten...

Aber die Pläne stehen schon für's nächste Jahr! Und die Reitjagd-Chefin hat eine Karte spendiert: Wanderreiten in Polen.
Den Sprachführer hab ich schon, der informiert auch über Land und Leute, ich zitiere: „Polen sind rasante Autofahrer - trotz schlechter Straßenverhältnisse... Die Beschilderung ist dürftig.“ 

Und Ibris sollte polnisch lernen, nur ein paar Wörter:
Zapiac pasy na pokladzie....................sich an Bord anschnallen
Boli mnie glowa..................................Ich habe Kopfschmerzen.

Und ich lerne:
Jak dostane sie do autostrady w kierunku Cottbus?
Wie komme ich zur Autobahn nach Cottbus?

Bis zum nächsten Jahr!
Katrin Wieczorek.




Großer Turnowsee (Tag 1)


Wolfsschlucht




Ihlow (Tag 2)


Batzower Teiche




Pferdefreundliche Rast

Kurz vor Julianenhof





Bei Kathleen ...




Ursel und Fohli (Tag 3)
Herr Senftleben

Wurzelfichte


Die Stobber (Tag 4)

Aussicht auf den Turnowsee






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