Wanderreiten Südbrandenburg e.V. - 5 Tage Babben

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5 Tage Babben im Juli 2011

...In der Lausitz reiten macht als erstes:

DURSTIG!

 1. Die Karten sind kopiert, geschnippelt und gefaltet.
2. Das Quartier und Weide für 4 Frauen mit Pferden bestellt.
3. Ein Auto mit Fahrerin für die geschätzten 3 Kubikmeter wichtigen Utensilien, die ReiterInn so braucht an 5 Tagen ist gefunden... 

Meine Tochter Tini macht das ganz lieb, da sich mein Mann an den Garda-See verkrümelt hat.

Wo sind Ursel, Ritwa (Herkunft: Erzgebirge) und Cordula (Herkunft: Torgau)?

Montag Mittag sind alle da: Auf meiner Koppel in der Waldhufenstrasse wird es durch Anhänger, Autos und Pferde richtig lebhaft, Nachbarn kommen, staunen, fragen und verlieren den Überblick bei 4 heimatlichen und 4 gastierenden Pferden.

Für Montag haben wir uns einen kleinen Rundritt im verlassenen Armee-Übungsgebiet vorgestellt. Wir reiten durch halbherzig gepflegte Anlagen von Straßen mit Überbreite, Hallen, die Flugzeugen Unterschlupf bieten könnten und Wohnblöcken mit 4-Bett-Zimmern, die keiner mehr braucht.

Schöner ist es gleich danach im Wald: Bester Lausitzer Sand lässt uns galoppieren, die Försterei „Weißhaus“ wird nur schwach zur Kenntnis genommen, dann geht’s durch Kiefer und Buche in lustigem Tempo nach Hause. Meine Tochter Karo entschwindet mit Distanzpferd Masoudah genervt im Wald um einen Umweg „mal in richtigem Tempo reiten zu können“ – wir sehen es gelassen....

Ritwa liebäugelt in der Kiesgrube mitten im Wald mit dem Wasser wie mit einem Riesenstück Sahnetorte.

Leider bin ich als Rittführerin samt meiner Pferde stark wasserscheu und kann daher grundsätzlich keine Angaben über Untiefen, Seeungeheuer und Verbote der Wasserschutzpolizei machen. Ritwa guckt, als ob sie in der Nacht heimlich baden gehen will...

Zurück an der Koppel: 17 km hinter uns und DURST...


An der Kiesgrube
Ritwa und Chamsa

Für Dienstag verspreche ich einen wunderschönen Reittag und versuche die Gesamtkilometerzahl nicht zu nennen. Ich verspreche  nach einem Drittel der Strecke  das Mittagessen in Friedersdorf im „Kastanienbaum“, was seeehr lecker ist und für durchziehende Reiter seeehr zu empfehlen: Die Wirtin weiß Bescheid mit den Reitersleut: Erst isst die eine Hälfte, dann wird gewechselt, dann isst die andere Hälfte. Die Pferde grasen gemütlich um ein herrlich altes und natürlich nicht mehr besetztes Bienenhaus herum, Kinder purzeln aus dem Schulbus und planen den ersten Ferientag...

...es ist Mittag und ich komme ins Schwitzen....noch liegen 2/3 des Weges vor uns und die anderen wissen nicht, dass die Gaststätte dahin heute zu hat...





 
Mittag in Friedersdorf
Am Lugkteich

Wir treffen auf den Lugkteich – Ritwa guckt schon wieder nach einer Badestelle, aber alles ist fantastisch verkrautet, pampig, naturell und ich brauch nicht erneut mein Wasser-scheu-sein erklären. Riesige skurile Eichen-Monster werden fotografiert, bloß weg vom blöden Wasser...

In Kleinkrausnigk übernimmt Cordula das Kartenlesen: Wir wollen im Dörfchen Wehnsdorf  über die Schienen der Bundesbahn.

Unsere Pferde haben DURST: Vielen Dank an die Hengststation Schadock, die Eimer mit Wasser heranschleppte!

Für uns Reiter hab ich eine „Notration“ in der Satteltasche: Alle aus einer Flasche, keiner sagt „zu süß“ oder „zu warm“ oder fragt: „was ist das“. – Ein schlechtes Zeichen für den Rittführer...und noch 16 km....

Im sandigen Kiefernwald mit schönen Wegen und der sengenden Sonne im Nacken denke ich über Modderwege und Schlammlöcher nach....da ist plötzlich Qualm um uns: Waldbrand im Hochwald!

4 Handys, die Notrufnummer im Kopf und die Karte dabei – eine leichte Übung aus der Reitabzeichenausbildung!

...Nö, denkste! 10 Minuten schwitzen beim vergeblichen telefonieren wollen, niemand kann erreicht werden, die Flammen knattern im Wald, Wind kommt auf, ich rufe in meiner Not die Stadtverwaltung Doberlug-Kirchhain an. – Bitte um Weiterleiten an die Feuerwehr und wir machen uns aus der Gefahrenzone. An der Gaststätte meiner stillen Verzweiflung – Brockmanns Mühle – ist die Stimmung so trocken wie unsere Kehle, sehr schlechtes Zeichen...

Da treffen wir auf zwei fröhliche WoMoUrlis* aus Hessen und sie haben Wasser dabei: Zwei volle Flaschen! Das gibt Kraft, die rasenden Jungs der örtlichen Feuerwehr in den richtigen Waldweg einzuweisen, die Leitstelle zu beruhigen, dass die roten Autos mit den blauen Lämpchen GANZ sicher den Brand finden, ein riesiges Dankeschön an unsere Retter aus Hessen:

„Ihr habt den Brandenburger  Wald gerettet!“ und ich hab nicht mal Eure Namen! – Jetzt bin ich endgültig durch die Rittführerprüfung gesaust.


 
Waldbrand
Warten auf Wasser in Wehnsdorf

Trotzdem muss ich meine Leute nach Babben bringen: Über die Erdgastrasse OPAL, unter einem Fischadlerhorst nahe Weissack hindurch, ein bisschen durch den wundeschönen Mischwald mit Tongruben unter Chrinitz und wir sind endlich in Babben! – Bange Fragen: „Ist das das Dorf, was wir erreichen wollten?“ Ich bekomme ein grundhaft schlechtes Gewissen und lobe nun alle für 37 km (in Worten: siebenundreißig) Kilometer Reitweg...

Schnell zur bestellten Koppel, da habe ich neben den 3 Kubikmeter Gepäck auch 5 Liter Trinkwasser abstellen lassen...für den Fall, dass jemand DURST hat...

Abends in der Pension „Zum Jäger“ werden wir liebevoll von Frau Hoigk umsorgt, das Zigeunerschnitzel ist fantastisch wie die warme Dusche, aber am besten ist das Bett zum Schlafen...

*Wohnmobil-Urlauber

Ankunft in Babben Ziel erreicht
Mittwoch früh glauben alle noch reiten zu können, die Pferde begrüßen uns zufrieden, aber nicht enthusiastisch: Auf nach Fürstlich-Drehna! Ich werfe mit fröhlichen 25 km um mich, die Strecke auf der Karte führt durch Teiche hindurch – umwerfend schön erscheinen diese überraschend im Wald. So richtig mit Seerosen, Schwanenpaar und Traumpfad daneben. 

Unser Traumpfad endet allerdings im Dörfchen Groß Mehßow an einem Graben – zu schmal, um  echte Krieger aufhalten zu können. Die bösen Splittwege vor Drehna ignorieren wir: Riesige, uralte Eichen und Buchen weisen uns den Weg zum Wasserschloss...Nach dem Essen wandeln wir still und ergriffen im Park umher, Cordula liegt im Gras und lässt ihr Pferdchen „Guste“ frei grasen, Ursel steht unter einem Wassersprenger...und denken ganz kurz vor dem Abritt noch daran, die örtliche Verkaufsstelle von ca. 5 Liter Wasser zu entlasten...

Zurück durch die Babbener Berge im Galopp gluckst es fröhlich in unserem Bauch, in den Satteltaschen, in Flaschen am Sattel...
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Donnerstag gibt’s beim Abreiten für jeden Reiter und für jedes Pferd einen großen gelben Apfel: von einem „Heger des Waldes“ – keinem Jäger des Wildes. Wir denken ein Stück des Weges über dieses angenehme Wortspiel nach...

Dann finden wir breite Sandwege und galoppieren nach Tanneberg. Die Pferde sind frisch – Cordula hat mit reichlich Hafer die Durchsetzung jeglicher diätischer Maßnahmen untergraben – und wir alle sind hinter Tanneberg vollkommen begeistert, als wir das erste abgeerntete Getreidefeld der Region entdecken...Bei leichtem Nieselregen winken wir den bedrückten Feldbauern neben den Mähdreschern zu und sehen Unverständnis im Gesicht, bis wir im Galopp starten...

Decken für die Pferde zu Hause, Hafer von Cordula...

Ursel als Regentrude Cordula und Guste - leicht erstaunt

Freitag noch ein kleiner Rundritt über Dübrichen und Prießen, wir entscheiden uns bewusst für schöne sandige Pferdewege. Wir lassen „unsere Weiberrunde“ ausklingen, denken über das Ziel im nächsten Jahr nach, ein bisschen Traurigkeit macht sich breit... die Pferde pendeln aus und trödeln nach Hause...

Wir haben mit unseren arabischen Pferden Grisaja, Grace, Chamalan und Chamsa wunderschöne Tage verbracht, vielleicht sieht man es den Fotos an...

Gepäcktransfer - enorm wichtig!

Ganz doll bedanke ich mich bei Cordula, die mir Grisaja für den Ritt mitgebracht hatte – dafür konnten meine beide Pferde zu  Haus der Adipositas zuarbeiten (Ich wusste wirklich nicht, ob das Schimmelchen noch meins ist zum Ritt oder schon verkauft und das Fuchspferd meine km-Rittplanung gut findet)

Bis zum nächsten Jahr!
Katrin Wieczorek





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